Heiko Engelkes zu Gast bei DST Kulturelles Heiko Engelkes, bekannt aus den ARD Tagesthemen und der Tagesschau, lange als Auslandskorrespondent des Senders in Paris tätig, hielt am 14. November einen Vortrag im Turm im Rahmen von DST Kulturelles. Das Thema war der Kampf um die französische Präsidentschaft. Engelkes verlieh dabei aber nicht nur einen prägnanten Überblick über die Kandidaten und ihr Programm, sondern ging sehr anschaulich auf die Stellung des Präsidenten, die einzelnen Kandidaten, deren Stärken und Schwächen in Hinblick auf ihr Ansehen in der französischen Bevölkerung, und die Wahl des Kandidaten der Parti Socialiste (PS) ein, die am 16. November stattfand. Als Deutsche im Ausland, meist mit deutschem Fernsehempfang ausgestattet, waren viele der zahlreichen Zuhörer von den vielen Fakten und Einzelheiten sichtlich überrascht. Wenigen schien bewusst zu sein, wie viel Macht der Präsident Frankreichs innehat. Nicht nur, dass er der Chef der Armee ist und damit der einzige Mann in Frankreich ist, der die Atombombe auslösen kann, er ist auch „Chef de la diplomatie“. Er kann das Parlament auflösen und dennoch bis zu einem Jahr regierungsfähig bleiben, er benennt die Richter und er kann die Medien beeinflussen, indem er unangenehme Intendanten für einige Jahre aus dem Verkehr zieht. Doch wer wird denn nun Präsident? Das konnte auch Herr Engelkes nicht sagen. Vor allem zu einem Zeitpunkt, an dem noch nicht klar war, wer offizielle/r Kandidat/in der PS würde. Würde Ségolène Royal es schaffen, sich gegen Dominique Strauss-Kahn und Laurent Fabius durchzusetzen? Wie wir nun wissen, hat sie diese Hürde zwei Tage später mit bravourösen 60% der Stimmen genommen. Und jetzt? Wird sich die Schülerin François Mittérands die Präsidentschaft erkämpfen? Oder wird es wieder so enden wie bei der letzten Wahl, in der es zu einer Stichwahl zwischen der rechten UMP und der extremen Rechten FN kam? Und wird Chirac trotz seines Alters erneut antreten, womöglich nur um seinen „Parteifreund“ und persönlichen Feind Sarkozy zu schwächen? Eins steht fest: Noch nie in der Geschichte Frankreichs war eine Frau so nah an der Präsidentschaft wie zu diesem Zeitpunkt. Nun heißt es abzuwarten, wie die Wähler entscheiden. Das Publikum nahm die Möglichkeit, wie immer bei „DST Kulturelles“ nach dem Vortrag Fragen zu stellen, engagiert wahr und wird die weitere Entwicklung voraussichtlich mit gesteigertem Interesse und Sachverstand verfolgen. Sowohl die Schüler der Oberstufe als auch eine Terminale Abibac des Lycée bekamen am darauffolgenden Tag die Möglichkeit, mit Heiko Engelkes über die Entwicklung der deutsch-französischen Beziehungen seit Adenauer und de Gaulle in den 50er Jahren zu sprechen. Dieses Mal ging es mehr um einen Dialog als um einen Vortrag, mit dem Ziel, uns die besondere Möglichkeit zu geben, „Geschichte aus erster Hand“ von einem Menschen erzählt zu bekommen, der als Jugendlicher die NS-Zeit erlebte und seitdem die politische Entwicklung zwischen Deutschland und Frankreich verfolgte. Der National-Sozialismus, die eingeschränkte Meinungsfreiheit, die Gefährlichkeit des freien Denkens und der Diskussion, diese heiklen Themen trafen auf ganz besonders großes Interesse der anwesenden Schülerschaft. Diese 2 Stunden geballtes Geschichtswissen gepaart mit persönlichen Anekdoten und einem Einblick in den Beruf des Journalisten waren nicht nur aufschlussreich, sie waren ein Erlebnis. Frederike Jakob, Klasse 12