GRUNDSCHULE WEITERFÜHRENDE SCHULE KINDERGARTEN

Bericht von Anna Ortmann, Schülerin in der Klasse 12 der Deutschen Schule Toulouse

Europa-Kolleg 2006


Teilnehmende des Europa Kollegs 2006.


1. Einleitung
Alles begann, als wir - damals Klasse 11 - im Herbst 2005 von der Schulleitung über das Europa-Kolleg informiert wurden, mit der Empfehlung uns zu bewerben. Die Bewerbung an das Europa-Kolleg erfolgte individuell, sie bestand aus einem Bewerbungsschreiben, einem Lebenslauf, einer Kopie des letzten Zeugnisses und, sehr wichtig, einem Referenzschreiben der Schule über die eigenen Deutschkenntnisse. Dies war wichtig, da die Mehrheit der Teilnehmer Deutsch als Fremdsprache erlernt hatten. Die Zusage und Einladung erhielt ich dann im März 2006. Bis Juli hatte ich Zeit meine An- und Abreise zu planen. Sie erfolgte individuell, die Reisekosten wurden jedoch von der Stiftung Niedersachen getragen.

Das Europa-Kolleg ist eine Sommerschule, die von der Stiftung Niedersachsen und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel eingerichtet wurde. Für zwei Wochen treffen 20 Schüler, im Alter von etwa 18 Jahren aus ganz Europa in Wolfenbüttel in der Bibliotheca Augusta zusammen, um dort gemeinsam ein für ganz Europa bedeutsames Thema zu bearbeiten.
Von Lissabon bis Bukarest, von Athen bis Helsinki, die teilnehmenden Schüler konnten nicht unterschiedlicher sein, doch eines verbindet sie alle, die deutsche Sprache, die sie als Muttersprache oder als Fremdsprache auf hohem Niveau beherrschten.
So wurden auch dieses Jahr wieder, vom 15. bis zum 29. Juli 2006, zwanzig Teilnehmer nach Wolfenbüttel eingeladen, um dort anhand von Vorträgen, Gruppenarbeit und Exkursionen das folgende Thema zu bearbeiten:

Von der bedrohlichen zur bedrohten Natur?
Mensch und Umwelt in Europa in Geschichte und Gegenwart


2. Ziel des Kollegs

„Wo Europa beginnt und endet, entscheidet sich in den Köpfen der Menschen. Dort muss eine Vorstellung von Europa entstehen, die Gemeinsamkeiten wahrnimmt und die Vielfalt der Kulturen berücksichtigt und anerkennt. Europa will also »gelernt« sein.“ (1)

3. Ablauf des Kollegs

Als ich dann am Samstag, den 15. Juli in Wolfenbüttel ankam, hatten wir Teilnehmer erstmals ein wenig Zeit, uns kennen zu lernen und uns mit der Umgebung vertraut zu machen.
Dort trafen wir dann auch auf Jürgen Müller, der uns rund ums Kolleg betreute, unseren Mentor Dr. Schubert so wie Lutz Dolleredler, der für unsere Freizeitplanung verantwortlich war. Untergebracht waren wir in der Schühnemanschen Mühle. Dort nahmen wir auch unser Frühstück und Mittagessen ein. Abends musste man sich selbst versorgen, oder es konnte gemeinsam gekocht werden. Für diese Gelegenheiten bekamen wir ausreichend Taschengeld.

Während der Arbeitsperioden arbeiteten wir in einem Seminarraum der Herzog August Bibliothek, solange wir nicht gerade auf Exkursionen oder Recherchearbeiten in der Bibliothek unterwegs waren. Da die Herzog August Bibliothek keine öffentliche Bibliothek ist, mussten wir darauf achten, unsere Ausweiskarten nicht zu vergessen. Diese Karten ermöglichten uns vollen Zugang zur Bibliothek und ihren Beständen. Unsere Arbeitseinheiten gingen von 9 Uhr bis 13 Uhr und 14 Uhr bis 17 Uhr. Es gab jedoch mehrere kleine Pausen, in denen Erfrischungsgetränke in der Cafeteria der Bibliothek für uns bereitstanden.

Vormittags stand meist ein Vortrag zu einem Aspekt unseres Themas mit anschließender Diskussion auf dem Programm. Am Nachmittag folgte dann entweder ein weiterer Vortrag oder wir arbeiteten in Gruppen an Referaten. Während des Kollegs wurden insgesamt zweimal zu unterschiedlichen Themenblöcken Referate gehalten. Diese hielten wir meist in Gruppen von zwei bis fünf Personen. Für die Recherchen wurden die Bibliotheksbestände genutzt, wobei wir eine Liste mit brauchbaren Büchern erhielten und die meisten auch schon bereitlagen.
Die Präsentation der Referate war frei, die meisten wählten jedoch Powerpoint-Präsentationen. Zu diesem Zweck standen im Seminarraum auch einige Rechner bereit.

Unsere Zeit in Wolfenbüttel bestand jedoch nicht nur aus Arbeitseinheiten vor Ort, es wurden auch vier Exkursionen durchgeführt. An diesen Tagen konnten wir nach dem Frühstück unsere Brotzeit für die Exkursion frei aus den bereitstehenden Angeboten selbst zusammenstellen. Dann ging es in der Regel mit dem Bus (außer bei der Berlinexkursion, wo wir den Zug nahmen) zu unserem Zielort.

4. Inhalt

Während des Europa-Kollegs haben wir uns intensiv mit dem Thema „Mensch und Umwelt in Europa in Geschichte und Gegenwart“ beschäftigt. Wir widmeten uns dabei grundsätzlichen Fragen wie z. B. der Definition von Natur und Umwelt, aber vor allem, dem Einfluss des Menschen auf seine Umwelt und die Folgen sowie der Einstellung des Menschen gegenüber seiner Umwelt in unterschiedlichsten Epochen.
In vielen verschiedenen Vorträgen wurden wir durch das Thema geführt mit einem Blick auf die schwerwiegenden Veränderungen unserer Landschaft zur Gewinnung von Ackerland mit Hilfe von Brandrodung riesiger Waldflächen und zur Förderung von Ressourcen durch Bergbau und Hüttenwesen. Wir bekamen einen Einblick von der massiven Ressourcennutzung seit Beginn der Industrialisierung und ihren Folgen, bis zu den Klimaveränderungen in der Gegenwart und Zukunft. Wir wurden durch die Naturphilosophie der Aufklärung bis zu den Umweltbewegungen und der Umweltpolitik der Gegenwart geführt.

5. Exkursionen

Unsere Exkursionen knüpften jeweils an unterschiedliche Aspekte unseres Themas an.
Unsere erste Exkursion ging in den Harz, wo wir vormittags den Rammelsberg, ein Weltkulturerbe der frühen Untertageförderung, besichtigten. Ich fand diesen Teil der Exkursion sehr interessant, da er eine Führung durch das Bergwerk beinhaltete. Anschließend hatten wir noch etwas Zeit, das Museum zu besichtigen oder eine kurze Pause zu machen. Dann ging es mit dem Bus weiter zum Nationalpark im Harz. Dort hatten wir zuerst eine kurze Mittagspause. Nachmittags wanderten wir dann mit Führung im Nationalpark. Wir erfuhren vor Ort, die Auswirkung des Untertagebergwerkes auf Natur und Umwelt.
Unsere nächste Exkursion führte uns nach Berlin. Dort besuchten wir vormittags das Deutsche Historische Museum, nachmittags konnten wir frei die Stadt besichtigen. Dazu erhielten wir einige Broschüren und Informationen, sowie auch Bahnkarten und Stadtpläne.
Zur Ergänzung der theoretischen Behandlung der Geschichte des Braunkohletagebaus besuchten wir den Braunkohletagebau Schöningen-Helmstedt. Dort hielt zuerst ein Vertreter des Unternehmens einen Vortag zum Unternehmen. Dann fuhren wir mit dem Bus an unterschiedliche Stellen innerhalb des Gebietes, wo uns die Vorgehensweise erklärt wurde, einer der Schwerpunkte dabei war die Rekultivierung der Flächen. Auf dem Rückweg hielten dann einige von uns einen Vortrag über die kritischen Seiten des Braunkohletagebaus.
Die letzte Exkursion, war gleichzeitig auch unser Abschied vom Kolleg, sie führte uns nach Hannover. Sie begann mit einem Empfang durch die 2. Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Hannover, Dr. Hilde Möning Schmalstieg, im Neuen Rathaus. Dann gab es einen kurzen Vortrag zu den Parks in Hannover, unserem thematischen Schwerpunkt dieser Exkursion. Da wir einen knappen Zeitplan hatten, ging es nach einem kurzen Ausflug auf den Rathausturm direkt weiter zur Stiftung Niedersachen, wo wir offiziell verabschiedet wurden. Nach einer kurzen Mittagspause ging es dann weiter zum „Großen Garten“ in Hannover Herrenhausen. Dort führte uns Prof. Dr. Küster durch verschiedene Parks.

6. Freizeit

Doch während der zwei Wochen haben wir nicht nur viel gearbeitet, sondern fanden auch noch die Zeit, abends und am Wochenende zahlreiche Freizeitangebote rund um Wolfenbüttel zu nutzen. So waren wir z.B. im Freibad, Open-Air-Kino, und beim Bogenschießen anzutreffen.

7. Fazit

Es gibt so viele Aspekte an dem Kolleg, die lobenswert sind, dass ich sie gar nicht alle nennen kann. Grob lässt es sich in etwa so zusammenfassen: Das Thema war sehr interessant, das Programm exzellent und die Stimmung in der Gruppe ausgezeichnet, kurzum ein voller Erfolg.

Aber es gibt etwas, das zeichnet das Europa-Kolleg besonders aus: Zugang zu Dingen zu erhalten, der einem normalerweise nicht gewährt wird.
Wir hatten z.B. die Chance, ein sehr interessantes Thema mit profilierten Wissenschaftlern und Fachleuten zu besprechen. So hielt unter anderem Prof. Dr. Mojib Latif einen Vortrag über den menschlichen Einfluss auf das Klima. An einem anderen Tag trafen wir mit Bundesumweltminister Sigmar Gabriel zusammen, um aktuelle Themen der Umweltpolitik zu diskutieren. Doch auch die Möglichkeit, in die alten Bibliotheksbestände Einsicht zu haben, war sehr verlockend. (Ich habe diese Möglichkeit genutzt, um die Erstausgabe der ersten Auflage von Lessings „Nathan der Weise“ zu lesen.)

Das Europa-Kolleg ist eine einmalige Chance, die wahrzunehmen sich unbedingt lohnt. Diese zwei Wochen waren wohl die zwei lehrreichsten Wochen, die ich je hatte und ich habe viele außergewöhnliche Erinnerungen an die Teilnehmer und das Erlebte mitgenommen.
Ich hoffe, dass künftig noch zahlreichen weiteren Schülern der DS Toulouse die Teilnahme möglich sein wird.

Letztlich freue ich mich schon sehr auf das kommende Nachtreffen des Europa-Kollegs, dass diesen Sommer 2007 in Barcelona bei einem der Teilnehmer privat stattfinden wird.

Anna Ortmann, Klasse 12

8. Anhang

(1) Leitgedanke für das Europa-Kolleg der Stiftung Niedersachen und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Aus „ Tätigkeitsbericht der Stiftung Niedersachen 2005“.

Hier noch ein paar interessante Adressen:

Unser Blog: http://ek2006.blogspot.com/2006/08/
Das Europa-Kolleg: http://europa-kolleg.hab.de
Die Herzog August Bibliothek: http://www.hab.de/
Stiftung Niedersachen: http://www.stnds.de/de/


Gruppenbild mit Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (Mitte).