Zwei Wochen Erforschung von Zukunftstechnologien Ferien in der DSA
Nachdem letztes Jahr schon Rita die Deutsche SchülerAkademie (DSA) besuchen konnte, war ich dieses
Jahr der Glückliche, dem die Schule dieses Erlebnis ermöglichte. Da die Teilnehmerzahl auf
etwa 700 Schüler beschränkt ist, sind die Plätze entsprechend begehrt und die Voraussetzung für eine
Teilnahme ist entweder die erfolgreiche Teilnahme an einem Bundeswettbewerb oder aber, wie in meinem
Fall, eine Empfehlung durch die Schulleitung. Dann lag es an mir, aus dem Angebot von über 50 Kursen
den passenden Kurs auszusuchen, wofür ich auch reichlich Zeit benötigte, da viele Kurse mein Interesse
weckten. Mein Favorit war "Energiezukunft Brennstoffzelle?" und wenig später erfuhr ich, dass ich auch
zu genau diesem Thema einen Platz bekommen sollte und erhielt natürlich haufenweise Formulare und
Informationen.
So kam es dann, dass ich am 28.7. morgens in den Zug von Hamburg nach Stapelburg stieg, um das
Abenteuer zu beginnen; meine Gefühle schwankten noch zwischen Neugier, Vorfreude und Ernüchterungsangst.
Je näher der Zug dem endgültigen Ziel kam, desto mehr Jugendliche sammelten sich in der Bahn und
spätestens, als wir von Vienenburg, dem letzten Umstieg und ältesten Bahnhof Deutschlands, mit dem
letzten kleinen Bummler unterwegs zu der einsamen Ortschaft am Rande des Hochharz waren, wussten wir,
dass wir alle das gleiche Ziel hatten: die DSA Grovesmühle'05!
Die Akademie
Am Bahnhof nahmen uns direkt die Kursleiter ganz herzlich in Empfang und fuhren
uns zur Akademie, einem alten Landschulheim in der grünen Natur. Wir hatten noch Zeit, das
Gelände zu erkunden, bevor es am nächsten Tag direkt voll im Programm losging.
Der typische Tagesablauf gestaltete sich folgendermaßen: Morgens früh um acht gab es Frühstück, so
dass an langes Ausschlafen nicht zu denken war, im Anschluss daran erfolgte das Plenum, bei dem wir
(alle 90 Schüler und 16 Leiter an der Akademie) uns geschlossen trafen, um alle Ankündigungen für den
bevorstehenden Tag kund zu geben, bzw. um uns wach zu singen. Danach ging es in die Kurse, in denen
wir bis zum Mittagessen um zwölf tatkräftig und wissensdurstig arbeiteten. Nach dem Mittagessen,
welches, ganz nebenbei bemerkt, trotz Großküche exzellent schmeckte, hatten wir bis um vier Uhr Zeit,
um beliebigen Freizeittätigkeiten nachzugehen, was sich meistens als Sport im Freien,
Gesellschaftsspiele oder die Nutzung des großen Computerraumes gestaltete. |
|
Nach einer kurzen Nachmittagsstärkung ging es wieder bis zum Abendbrot um sieben in die Kurse.
Manchmal gab es abends Vorträge, sonst gab es viele Angebote durch andere Teilnehmer, s.g. KüAs
(kursübergreifende Angebote), wie etwa Tanzen, Arabisch, Musik oder viele verschiedene Sportturniere.
Wir hatten dabei auf jeden Fall viel Spaß und ließen den Abend oftmals gemütlich in großer Runde
ausklingen, natürlich ohne zu vergessen, dass es am nächsten Tag wieder früh losgehen würde.
Wir machten auch einen Ausflugtag, an dem wir uns zwischen einer Grubenbesichtigung, dem Besuch des
Lessinghauses in Wolfenbüttel und einer Harzwanderung entscheiden durften. Ich nahm an der
Gebirgswanderung teil, doch obwohl wir quer durch den Hochharz marschierten, war das für meine
Verhältnisse eher ein leicht hügeliger Spaziergang, da die höchste Erhebung im Harz mit dem Brocken
von 1150 Metern doch sehr niedrig ist. So suchten wir uns ein paar steilere Felsen, an denen man
wenigstens ein bisschen herumklettern konnte, um zumindest teilweise ausgelastet zu sein.
Mein Kurs
Im Kurs behandelten wir die Brennstoffzelle aus allen Betrachtungsweisen, um so am Ende zu wissen, was
es wirklich mit dieser vielversprechenden Zukunftstechnologie auf sich hat.
Angeleitet wurden wir von einem jungen Physiker, der sich unter anderem bei CERN mit der Teilchenphysik
befasst, und einer jungen Chemikerin, die noch an ihrer Promotion arbeitet. Vieles mussten wir jedoch
auch selber in Gruppen ausarbeiten, um es dann den anderen Gruppen im Kurs zu präsentieren, wodurch
wir immer besser lernten, mit dieser Technik umzugehen.
Ganz zu Beginn des Kurses bekamen wir zunächst viel hochkomplizierte Theorie zu hören, so zum Beispiel
auch die Fehler-/Abweichungsberechnung für Messungen, die man erst im Studium zu Gesicht bekommen
könnte. Das war natürlich für alle schwer zu verdauen, doch auch nicht unmöglich und es blieb wohl der
schwierigste Teil des gesamten Kurses. Darauf folgte hingegen die praktische Erprobung der
Brennstoffzellen in Versuchen, in denen z.B. Arbeitspunkt oder Wirkungsgrad der Brennstoffzelle
berechnet wurden.
|
Ebenso lernten wir verschiedene Arten von Brennstoffzellen sowie deren Funktionsweise und
Einsatzbereich kennen, erarbeiteten Methoden zur Herstellung von Wasserstoff und ließen dabei
auch nicht Problematiken und Klimabelastung außen vor. Wir untersuchten z.B., welche Vorteile
der Einsatz eines Brennstoffzellenmoduls im Automobil gegenüber einem an den Carnot-Faktor
gebundenen Verbrennungsmotor hat, oder stellten fest, dass entweichender Wasserstoff viel
klimawirksamer ist als CO2. Ebenso würde der Einsatz von Brennstoffzellen noch nicht direkt
weniger Luftverschmutzung bedeuten, so lange die Energie für die Wasserstofferzeugung von
umweltbelastenden Kraftwerken stammt. Es ist zu erwarten, dass die Brennstoffzelle aufgrund
der hohen Kosten der Wasserstofferzeugung erst an Bedeutung gewinnen wird, wenn die Ölpreise
über 120$ steigen, außerdem fehlt noch die Infrastruktur für die Verteilung von Wasserstoff.
Vor 2020 wird folglich noch nicht mit einem breiten Durchbruch dieser Technologien gerechnet. |
So wurden wir gewissermaßen zu Experten im Bereich Brennstoffzellentechnik und -wirtschaft ausgebildet,
was wir den anderen Akademieteilnehmern am Rotationstag auch unter Beweis stellen mussten. Es ging
dabei darum, innerhalb von einer dreiviertel Stunde mittels einer Präsentation und Schauexperimenten
einen Einblick in unsere Kursarbeit zu geben. So hatten wir auch die Gelegenheit zu erfahren, was in
den anderen Kursen gemacht wurde, obwohl wir uns natürlich auch in unserer Freizeit darüber
austauschten.
Am Ende der zweiten Woche galt es eine Dokumentation zu erstellen, in der die gesamte Arbeit
festgehalten werden sollte, was natürlich eine Mammutaufgabe darstellte. Diese bewältigten wir jedoch
auch, größtenteils in spätnächtlicher Arbeit, wobei wir jedoch insbesondere mit dem Kürzen unserer
Texte beschäftigt waren, um die Vorgabe von zwanzig Seiten/achtzigtausend Zeichen nicht zu
überschreiten, aber dennoch alles Wichtige unterzubringen.
Alles hat ein Ende
Leider rückte damit auch das Ende der Akademie, in der wir uns so wohl fühlten und am liebsten für
immer bleiben wollten, immer schneller näher. Nach einer letzten Abschlussparty war schon der
schlimmste Tag gekommen und wir mussten uns trennen und verstreuten uns in alle Himmelsrichtungen,
genau wie wir am ersten Tag zusammengekommen waren; schon ab Braunschweig saß ich alleine im Zug,
hatte nichts mehr als die schöne Erinnerung und Erfahrung - und natürlich sehr viel neues Wissen. Wir
hatten uns freilich schon längst versprochen, Nachtreffen zu organisieren, so dass wir alle wieder
zusammenkommen können, außerdem gibt es für uns den Club der Ehemaligen, der alle Akademieteilnehmer
seit Jahren vereint.
Insgesamt sage ich also mit vollster Überzeugung, dass diese Reise alle ihre Mühen wert war und im
Vorhinein keiner Zweifel oder Ängste bedurft hätte. Für jeden, der diese Chance geboten bekommt, kann
ich nur empfehlen, sie wahr zu nehmen, der Spaß ist auf alle Fälle garantiert. So will ich denn auch
an dieser Stelle herzlichst Frau Kunert und Herrn Brott dafür danken, dass sie mir dieses einmalige
Erlebnis ermöglicht haben.
Christoph Heinen, Klasse 13 (2005/06) |